4/22/2009

Man kann es gelegentlich auch übertreiben...


... in Zeiten des Wahlsuperjahres und der verzweifelten Suche nach Identitätsstiftung seitens der Politik, aber auch seitens mittlerweile vom Bankrott bedrohten mittelständischen Unternehmen natürlich erst recht. So verwundert es auch nicht, dass "Yes, we can" zum Schlag- und gleichzeitig Unwort des letzten Jahres taugt, auch wenn mehr oder minder offizielle Quellen da sicher etwas anderes behaupten.
Jedenfalls: die Obamanie ist erstaunlicherweise trotz reichlich wenig objektiv aufweisbarer Veränderungen ungebrochen. Oder wird da nur ein Kind im Brunnen noch am Leben gehalten? Wie dem auch sei: dieser Blog macht sich einen herrlichen Spaß aus all den reichlich einfallslosen, dafür aber oftmals schreiend komischen Werbeslogans, mit denen unsereins heutzutage konfrontiert wird.

http://noyoucant.wordpress.com/

Welch provokanter Titel auch.

4/21/2009

Oh nein, ein Lebenszeichen! (MEGAPOST)

Operation geglückt, Patient reanimiert.
Mensch, das war ja ziemlich trüb die letzten 2 Monate. War da etwa die erste Euphorie schon wieder verflogen? Ganz sicher. Menschen mit hochgestocheneren Ausreden sprechen bei sowas ja auch gerne von "Schreibblockaden". Ich sage einfach: Motivationslosigkeit.
Aber jetzt überkommt es mich angesichts so viel toller Musik und der Tatsache, dass ich tatsächlich nur noch 3 Tage an meinem eher hochgradig langweiligen Arbeitsplatz verbringen muss doch wieder. Und weil ja so viel Zeit vergangen ist, gibt's jetzt gleich auch die doppelte, ach was, dreifache Vollbedienung. Also 300 % sozusagen. Oder auch einfach: viel zu viel auf einmal. Aber wenn es fließt, dann muss man es ja auch bis auf den letzten Tropfen genießen. Okay, ohne weitere Worte auf ins Gefecht, das sich Genrehopping nennt.

Amesoeurs


Los geht's mit eher schwermütigen Klängen aus dem Land des Weines, der brennenden Autos und der Affinität für kleinwüchsige Regierungs-oberhäupter. Richtig, Amesoeurs kommen aus Frankreich und in ihren Reihen spielt mit Neigel auch ein alles andere als unbekannter Herr, der schon mit seinem Hauptprojekt Alcest so manchen Schwarzmetaller schockte und mich dafür mit seinen einladenden warmen Songs irgendwo zwischen Post Rock und Tolkien-Romantik vollends begeistern konnte. Hier geht es nicht gar so warm und freundlich zu, dafür zeigen die Herren und die Dame eine latente Neigung zu 80er-Post Punk-Bands und eher episch-melancholischen Black Metal. Auf die Kombination muss man ja auch erst mal kommen. Passt aber sehr gut, ist größtenteils toll anzuhören, wenn auch ab und an anstrengend. Achja, Verweigerungshaltung ist gleich im Paket inbegriffen: schon am Tage der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Debüts gab die Band sogleich ihre Auflösung bekannt. Haben sie aber ein schönes Vermächtnis hinterlassen und so kann man ihnen kaum böse sein.

Reinhören!

BRUCExCAMPBELL

Auch diese Herren aus dem sonnigen Kalifornien haben so ihre Vorlieben. Zu denen gehören wohl vor allem Filme mit der B-Movie-Ikone Bruc... ach, ihr habt es eh schon erraten. Musikalisch geht es logo-entsprechend reichlich derb zur Sache und so wird auf ihrem zweiten "Album" "We Are All Kamikaze" in kompakten 17 Minuten zwölf mal das Powerviolence/Grind-Brett runtergerissen. Klar, das alles ist wahrlich nicht neu. Aber auch durch die absolut unpeinlichen Brutaltod-Gurgelparts innerhalb der ansonsten durchaus punkig nach vorne gehenden Stücke bewahrt sich die Band eine gewisse Eigenständigkeit. Und sowieso: zu sowas ist es immer wieder ein Spaß, die quiekende Sau rauszulassen.

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Fake Problems

So, und bevor mir jetzt 90 % meiner ohnehin schon eher knapp gehaltenen Leserschaft endgültig den Rücken zuwenden mal wieder was richtig schön fluffiges und im besten Sinne Amerikanisches. Fake Problems hören sich ungefähr so an, als würden die Two Gallants gemeinsame Sache mit einer tollen Punkband und einem führenden US-Cartoonsender machen. Sprich: hier wird alles zusammengewurschtelt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Das alles aber nie anstrengend oder bemüht arty, sondern vielmehr lockerleicht und immer mit einem Lächeln im Gesicht und dem Schalk im Nacken. Albumtitel: "It's Great To Be Alive". Und ja: die meinen das ernst. Und das ist auch verdammt gut so! Danke schon jetzt für DAS Sommeralbum zur falschen Jahreszeit 2009.

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Super Viral Brothers

Erstaunlich, wie leicht mir heute die Überleitungen fallen. Da lobe ich gerade Fake Problems für ihre wilde Mixtur und dann fällt mir ein, dass es da ja noch ein gar wundervolles Mixtape eines schwedischen Duos namens Super Viral Brothers namens "Flu Shot Mixtape" gibt. Darauf enthalten: Gassenhauer von Aphex Twin, Crookers, Justice und vielen mehr versehen mit wirklich ausgezeichnetem Soulgesang und sehr sehr ordentlich ineinander verwoben. Ganz klare Empfehlung und für umsonst. Copyright-Verletzung hat selten so viel Spaß gemacht!

Reinhören!
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Substep Infrabass

Polen ist ja musikalisch gesehen bekannt für tendenziell etwas düstereren Kram und da macht es natürlich Sinn, sich auch mal im ohnehin eher des Nächtens beheimateten Dubstep-Bereich zu versuchen. Dass dieser Versuch aber so dermaßen von Erfolg gekrönt sein würde, damit hätte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Ganz im Ernst, das ist wahrscheinlich das krasseste, was ich im gesamten Dubstep-Bereich bisher gehört habe. Ordentlich aufgedrehte Boxen und einen guten Subwoofer natürlich vorausgesetzt. Bitte den ersten, unsäglichen Remix skippen und direkt weiter zum alles zermalmenden "The Unstoppable"-Original gehen. Achja, einen fünfstündigen Megamix bietet der werte Herr dann auch noch zum Download an. Für die, die's aushalten. Für alle anderen erst einmal:

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Nadja

Welch wohlklingender, schöner Frauenname. Welch infernalischer Krach. Nadja, dieses obskure Zweiergespannt ist ja ziemlich umtriebig und so verwundert es dann eigentlich auch nicht weiter, dass sie neulich ein Album voll mit Coverversionen herausgebracht haben, die allesamt das Prädikat "dekonstruktivistisch" allemal verdient haben. Nachhören kann man das anhand des exemplarischen "100 Years" von The Cure, das von den beiden Soundtüftlern bis auf die Knochen gehäutet und dann mit einem Ambient-Drone-Kleid ausgestattet auf die Menschheit losgelassen wird. Easy Listening hört sich wahrlich anders an, aber überzeugt euch selbst!

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This Is Colour



Dass gegen das Noise-Inferno, das Nadja da lostreten nahezu jede Band ziemlich harmlos rüberkommen, dürfte naheliegen. Daher auch zum Abschluss etwas eher weniger anspruchsvolles, dafür aber umso spaßigeres. Ja! This Is Colour machen Metalcore. Aber das Gähnen kann man sich sparen, denn die Jungs strahlen eine Spielfreude und gute Laune aus, die in diesem schon seit längerem stagnierendem genre leider selten geworden ist. Dazu kommt die Tatsache, dass sich die Hardcore-Elemente nicht auf stumpfe Breakdowns beschränken und zudem auch gerne mal mit epischen Melodien fernab aller Schwedentod-Klischees und Deathcore-Dummficktgut-Parts gearbeitet wird. Ja, so lasse ich mir das gerne weiterhin gefallen. Und mark my words: die werden noch ziemlich groß. Zurecht!

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